Menschlich erbärmlich ist sicher alleine schon jede Politik, die nicht den Schutz von Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wirtschaftpolitisch katastrophal wird dies dann, wenn hierbei wichtige Arbeitskraft und eine Qualifikation dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, auf die unser Land dringend angewiesen ist. Nun war ich im Mai 1993 seit einem guten halben Jahr Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Entbürokratisierung, geleitet vom Justizminister Mecklenburg-Vorpommerns, Herbert Helmrich. Über ihn hatte ich die Möglichkeit, im täglichen Gespräch Einfluss auf die Deutsche Politik - auch auf die Bundespolitik - zu nehmen. Bezüglich des verlorenen Bruttosozialproduktes, und das heisst: zahlreicher verlorener Arbeitsplätze, möchte ich hier erst einmal darauf eingehen, warum grade ich auch die Erfahrung gehabt hätte, hier Entscheidendes zu ändern. Mein Vorgänger hatte mich aufgefordert, mich um diese Stelle zu bewerben, und ich nehme an, er hatte Minister Helmrich geraten, mich einzustellen.
Ich hatte Jahre lang politischen Erfahrungen bei einem branchenübergreifen- den Wirtschaftsverband erworben, und zur GFE war ich deshalb gewechselt, um zukünftig überhaupt keine Rücksicht mehr auf Sonderinteressen nehmen zu müssen. Bei der GFE konnte ich dann (auch wirtschafts-)politische Verbesserungen auf den Weg bringen. Warum grade ich für die mir jetzt anvertraute politische Arbeit besonders qualifiziert war, können Sie auch dem folgenden Auszug meines Arbeitszeugnisses entnehmen, das ich bekam, als ich Geschäftsführer wurde: |
Hier wird klar genug, daß ich schon beim BDS / DGV (Bund der Selbständigen / Deutscher Gewerbeverband) immer wieder bei Anhörungen und der Ausarbeitung von Stellungnahmen an der Verbesserung neuer Gesetze und Verwaltungsvorschriften hatte mitarbeiten kön- nen. Dabei hatte ich jahrelang die Schäden, die Bürokratie anrichtet, kennengelernt und Erfahrung gesammelt, wie man sich mit Erfolg für ihre Bekämpfung einsetzten kann. Zusammen mit meinen anderen Erfahrungen besass ich ein aussergewöhnliches Qualifika- tionsprofil. Nur der Qualität meiner Arbeit wegen hatte mich mein Vorgänger, der schon mehrfach mit mir zusammengearbeitet hatte, aufgefordert, mich um seine Nachfolge zu bewerben. Ich selbst halte meine sozialen Fähigkeiten für mitentscheidend. Wieder und wieder geht es darum, unterschiedliche Interessengruppen unter einen Hut zu bringen, da reichen Rechtskenntnisse nicht. Die Vertreter vieler Interessengruppen wirken bei der Abfassung neuer Gesetze mit, und wollen oft - meist verständlicherweise - ein paar Extra-Vorschriften. Ich wäre wieder und wieder mit dem Argument auf sie zugegangen, dass es ihr ureigestes Interesse wäre, sie betreffende Gesetze nicht zu kompliziert werden zu lassen, und dass ihr Verzicht andere Verbände ermutigen könnte, ebenfalls auf "ihre Paragraphen" zu verzichten. Gut, so manche Männer hatten eine Freundin, die sich für Psychologe und Psychotherapie interessierte. Und die meisten dachten, dass das eigentlich nur andere betreffe. So auch ich. Und trotzdem: Wenn ich dabei nur gelernt habe, mich dafür zu interessieren, was für andere wichtig sein könnte, habe ich etwas gelernt, was für die Zusammenarbeit auch mit anderen Geschäftsführern sehr wichtig ist. Lassen Sie mich hier einfügen, was ich im Nachwort meines Berichtes (aktuelle, wohl endgültige Version) hierzu sage: Damit kommen wir auch schon zu dem Gesichtspunkt,
der mir bei diesem Bericht am wichtigsten scheint. Für mich
sind das die volkswirtschaftlichen und politischen Folgen falscher
Politik, die auch Sie tragen müssen. |
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Wochenlang besuchte meine Frau mich mehr im Krankenhaus als daß sie zuhause war, bis sie selbst krank wurde; aber auch danach kam sie noch solange jeden Tag zu mir, bis ihr die Klinik davon abriet. Als sie mich dann etliche Monate später zurückbekam, war ich ein ziemlich orientierungsloser Krüppel geworden, der im Rollstuhl saß. Jetzt hatte sie, so empfand sie es, drei Kinder, aber keinen Mann mehr. Noch ziemlich zu Beginn der Tragödie hatte sie dazu erleben müssen, daß die Polizei auch nach mehrmaligen telefonischen Anzeigen nicht mit ihren Ermittlungen begann. |
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Natürlich hatte ich von den Spiegelfechtereien mancher unserer Politiker in Sachen Recht keine Ahnung; ich hatte genug damit zu tun, mich für einen bürgerfreundlicheren Staat einzusetzen, für meine Familie zu sorgen und in Bonn, Köln, sowie bisweilen darüber hinaus aufzutreten. Ich wußte zwar, wie man Musikanlagen rasch auf- und abbaut, hatte aber kein so intimes Verhältnis zu politischer Gewalt, wie etliche Mitglieder unserer Regierung Schröder um die Jahrtausendwende. Doch in den Augen von Landesherren, die sich unbedingt friedfertig geben wollen, scheint der Schutz eines Einsatz für Bürgerrechte und Arbeitsplätze bisweilen erschreckend zweitrangig; oder allgemeiner: der Schutz von Leib und Leben (das stand bei mir genug auf der Kippe) von uns allen. Ja, viele von uns hätten sonst noch eine Menge mehr Spaß gehabt! |